844'000 Erwachsene in der Schweiz haben Mühe im Lesen, Rechnen und Problemlösen

23.10.2025 | von Bundesamt für Statistik BFS

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Bundesamt für Statistik BFS

23.10.2025, In der Schweiz verfügen 15% der Personen im Alter von 16 bis 65 Jahren über geringe Kompetenzen in den Bereichen Lesen, Rechnen und adaptives Problemlösen. Das entspricht ungefähr 844'000 Personen. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sind sie tendenziell weniger erwerbstätig und verdienen weniger. Zudem sind ihr Wohlbefinden sowie ihre Teilnahme am sozialen Leben niedriger als bei Personen mit höheren Kompetenzen. Dies zeigt der neue Bericht des Bundesamtes für Statistik (BFS) anhand der Daten des «Programme for the International Assessment of Adult Competencies» (PIAAC) der OECD.


Von den Erwachsenen mit geringen Kompetenzen im Alter von 16 bis 65 Jahren haben fast die Hälfte (46%) keinen nachobligatorischen Bildungsabschluss. 56% von ihnen gehören zur Altersgruppe der 46- bis 65-Jährigen. Die Kompetenzen scheinen auch mit dem sozioökonomischen familiären Hintergrund zusammenzuhängen. Die Eltern von Personen mit geringen Kompetenzen hatten seltener höhere Bildungsabschlüsse (12% bzw. 34% Gesamtbevölkerung), qualifizierte Berufe (25% bzw. 52% Gesamtbevölkerung) und waren öfter arbeitslos (7% bzw. 2% Gesamtbevölkerung) als die Eltern von Personen mit höheren Kompetenzen. Geringe Kompetenzen nicht nur bei Fremdsprachigen
PIAAC misst die Kompetenzen in den jeweiligen Landessprachen. Trotzdem sind nicht nur Fremdsprachige von Kompetenzschwächen betroffen. Von den Personen mit geringen Kompetenzen im Lesen, Rechnen und Problemlösen haben 38% eine der PIAAC-Testsprachen Deutsch, Französisch oder Italienisch als Hauptsprache. Bei den restlichen 62% kann ein Teil der tiefen Kompetenzwerte dadurch erklärt werden, dass Sie in einer Fremdsprache an PIAAC teilgenommen haben. Menschen mit geringen Kompetenzen sind schlechter in den Arbeitsmarkt integriert 71% der Personen mit geringen Kompetenzen sind erwerbstätig, gegenüber 83% der Gesamtbevölkerung. Über 80% von ihnen gehören zu den 40% der Erwerbstätigen mit den niedrigsten Einkommen. Sie beziehen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung auch häufiger Sozialleistungen. Erwerbstätige Personen mit geringen Kompetenzen verrichten häufiger körperliche Tätigkeiten (66% leisten täglich längere körperliche Arbeit, gegenüber 34% der Gesamtbevölkerung) und verfügen über weniger Autonomie in ihrer beruflichen Tätigkeit (in Bezug auf Arbeitszeiten, Arbeitsorganisation usw.) als der Durchschnitt der Bevölkerung. Niedrigeres Wohlbefinden und schlechtere soziale Integration bei geringeren Kompetenzen Die meisten Menschen in der Schweiz (86%) sind mit ihrem Leben allgemein sehr zufrieden. Bei Personen mit geringen Kompetenzen sinkt dieser Anteil auf 75%. Ausserdem schätzen sie ihren Gesundheitszustand seltener als sehr gut ein (38%) als die Gesamtbevölkerung (55%). Sie haben weniger Vertrauen in ihre Mitmenschen (33% geben an, ein starkes Vertrauen in ihre Mitmenschen zu haben bzw. 47% in der Gesamtbevölkerung) und engagieren sich seltener freiwillig (19% bzw. 37% Gesamtbevölkerung). Auch schätzen weniger von ihnen die Möglichkeiten zur politischen Mitsprache als hoch oder sehr hoch ein (33%) als die Gesamtbevölkerung (51%). Ein Drittel der Personen mit geringen Kompetenzen hat sich in den letzten 5 Jahren weitergebildet In der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil mit einer Weiterbildung in den letzten fünf Jahren bei 61%, bei Personen mit geringen Kompetenzen liegt er bei nur 33%. Auch die Gründe unterscheiden sich: Bei Menschen mit geringen Kompetenzen ist die Weiterbildung in der Regel stärker daran geknüpft, konkret die Berufs- und Karrierechancen zu verbessern (33% bzw. 21% Gesamtbevölkerung). Bei der übrigen Bevölkerung stellt eher das persönliche Interesse die Hauptmotivation dar (29% bzw. 19% bei Personen mit geringen Kompetenzen). Medienkontakt:

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Quelle: Bundesamt für Statistik BFS, Pressemitteilung