16.10.2025
| von Staatssekretariat für Wirtschaft
Lesezeit: 4 Minuten
16.10.2025, Mit den höheren US-Zöllen haben sich die Aussichten für die Schweizer Konjunktur weiter eingetrübt.
Basierend auf den jüngst revidierten BIP-Daten[1] erwartet die Expertengruppe Konjunkturprognosen
für
2025 ein deutlich unterdurchschnittliches Wirtschaftswachstum von 1,3 %, gefolgt von einer
Abschwächung
auf 0,9 % 2026.[2] Dabei wird ein schwaches zweites Halbjahr 2025 unterstellt. Die Prognose basiert
auf
der technischen Annahme, dass die Zölle international auf dem aktuellen Niveau verharren.
Das erste Halbjahr 2025 war durch eine erhebliche Volatilität der Aussenhandels- und BIP-Daten
geprägt. In der Schweiz folgte auf das überdurchschnittliche Wachstum des 1. Quartals
erwartungsgemäss eine deutliche Abschwächung.
Die Unsicherheit bezüglich der internationalen Handels- und Wirtschaftspolitik bleibt hoch und prägt
die
Aussichten für die Weltwirtschaft wie für die Schweizer Konjunktur. Für die vorliegende Prognose wird
die
technische Annahme getroffen, dass die Zölle international auf dem aktuellen Niveau verharren und
eine
weitere Eskalation des Handelskonflikts ausbleibt.[2] Unter dieser Voraussetzung geht die
Expertengruppe davon aus, dass die Weltnachfrage aus Sicht der Schweiz in den kommenden
Quartalen
nur schwach wächst.
Für die Schweiz stellt sich das handelspolitische Umfeld besonders herausfordernd dar. Seit dem 7.
August gilt für Importe aus der Schweiz ein US-Zusatzzoll von 39 % anstelle von zuvor 10 %, mit
gewissen Ausnahmeregelungen. Zudem gelten derzeit für die meisten Handelspartner der USA
niedrigere Zolltarife, was die preisliche Wettbewerbsfähigkeit von Schweizer Exporteuren auf dem
US-
Markt schmälert. Schliesslich hat sich der Schweizer Franken in den vergangenen Monaten
aufgewertet.
Für die direkt betroffenen Branchen und Exportunternehmen sind die Zusatzzölle eine schwere
Belastung. Auch im Aggregat der Gesamtwirtschaft ist mit erheblichen Auswirkungen zu rechnen.
Daneben bremst die anhaltende Unsicherheit die Konjunktur.
Vor diesem Hintergrund ist in der Schweiz mit einer sehr schwachen Wirtschaftsentwicklung im
zweiten
Halbjahr zu rechnen, insbesondere bei den Warenexporten. Die jüngst revidierten BIP-Daten zeigen
für
das erste Halbjahr aber eine etwas stärkere Dynamik an als zuvor berechnet. In der Summe bestätigt
die
Expertengruppe ihre bisherige Prognose von 1,3 % für das Wachstum im Jahr 2025.
Im Jahr 2026 dürften sich sowohl die Exporte als auch die Ausrüstungsinvestitionen schwächer
entwickeln als bisher erwartet. Die Expertengruppe senkt ihre Prognose für das Wachstum der
Schweizer Wirtschaft deutlich auf 0,9 % (Prognose von Juni: 1,2 %). Erst im Verlauf des Jahres sollte
die
Weltwirtschaft allmählich Fahrt aufnehmen, was auch die Schweizer Exportwirtschaft stützt.
Die verhaltene Wirtschaftsentwicklung macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Die
Arbeitslosenquote dürfte 2026 auf 3,2 % steigen nach 2,9 % im Jahr 2025 (unveränderte Prognosen)
[3],
begleitet von einem schwächeren Beschäftigungswachstum als bisher erwartet. Die Inflation sollte
0,2 %
im Jahr 2025 und 0,5 % im Jahr 2026 betragen (Prognose von Juni: 0,1 % respektive 0,5 %).
Konjunkturrisiken
Die Unsicherheit im Zusammenhang mit der internationalen Wirtschafts- und Handelspolitik und ihren
makroökonomischen Auswirkungen ist weiterhin gross, etwa aufgrund angekündigter sektoraler Zölle
der
USA und der EU, welche den Aussenhandel zusätzlich bremsen würden. Umgekehrt wäre im Falle
einer
Übereinkunft der Schweiz mit den USA bzw. im Zuge einer Entspannung in der internationalen
Handelspolitik eine günstigere Entwicklung zu
erwarten.
Insgesamt dominieren aktuell jedoch die konjunkturellen Abwärtsrisiken. Eine Verschlechterung des
internationalen Umfelds kann nicht ausgeschlossen werden. Das Risiko von Korrekturen an den
Finanzmärkten bleibt erhöht. Die Risiken im Zusammenhang mit der globalen Verschuldung,
insbesondere von Staaten, haben weiter an Bedeutung gewonnen. Zudem bestehen nach wie vor
Bilanzrisiken bei Finanzinstitutionen sowie Risiken an den Immobilienmärkten. Auch geopolitische
Risiken existieren weiterhin, insbesondere im Zusammenhang mit den bewaffneten Konflikten in der
Ukraine und im Nahen Osten. Bei einer Materialisierung verschiedener Risiken wäre mit weiterem
Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken zu rechnen.
[1] Im Sommer 2025 fand eine grundlegende «Benchmark»-Revision der Volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnung statt, vgl. www.seco.admin.ch/bip. Die vorliegende Prognose wird ca. einen Monat
später als üblich publiziert, damit die revidierten Daten berücksichtigt werden können.
[2] Finalisierung der Prognose am 7. Oktober. Weiterführende Informationen finden sich im Kapitel
«Konjunkturprognose» der «Konjunkturtendenzen Herbst 2025» sowie unter
www.seco.admin.ch/konjunkturprognosen.
[3] Anfang Juli 2025 wurde die Basis für die Berechnung der Arbeitslosenquote aktualisiert. Aufgrund
der
gestiegenen Anzahl Erwerbspersonen fallen die neu ausgewiesenen Arbeitslosenquoten leicht tiefer
aus.
Medienkontakt:
Felicitas Kemeny
Leiterin des Ressorts Konjunktur
Direktion für Wirtschaftspolitik
Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
+41 58 462 93 25
felicitas.kemeny@seco.admin.ch
Fazit zu diesem Artikel: « Konjunkturprognose: US-Zölle belasten Schweizer Industrie, Unsicherheit bleibt hoch »
Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft, Pressemitteilung